Damals hat man behinderte Kinder noch versteckt

Als in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre Eltern behinderter Kinder die ersten Selbsthilfe-Vereine gründeten, gab es in der Gesellschaft kein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen. Die Eltern erhielten weder von Politikern noch von den Gemeinden Unterstützung. Oft konnten nicht einmal Ärzte geeignete Hilfe leisten. Überall fehlte es an Informationen und Fördermöglichkeiten.

Menschen mit Behinderung lebten isoliert in den Familien oder in Heimen und Anstalten außerhalb der Städte, ohne Therapie und Förderung. Behinderte Kinder wurden regelrecht "versteckt". Einerseits aus Angst vor den Vorurteilen der Gesellschaft, andererseits waren die Schrecken der Zeit des Nationalsozialismus noch präsent. 120.000 behinderte und kranke Menschen waren von den Nazis umgebracht worden. Auch Heime und Anstalten hatten meist keinen Schutz geboten: Man ließ Menschen systematisch verhungern, ermordete sie mit Giftspritzen oder schickte sie in die Gaskammern.

Vor diesem Hintergrund erforderte der Schritt betroffener Eltern und ihrer Kinder aus der Isolation in die Öffentlichkeit sehr viel Mut. Doch mit dem Selbstbewusstsein wuchs auch die Erkenntnis: Wir und unsere Kinder haben einen Platz in der Gesellschaft. So begann der Kampf um Aufmerksamkeit und Anerkennung.